Die Ironie des Lebens © Warner Bros. Entertainment Inc.
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Tragikomödie mit Corinna Harfouch und Uwe Ochsenknecht - "Die Ironie des Lebens"

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Zwei Menschen lieben sich, bekommen zusammen Kinder – und gehen dann 20 Jahre lang getrennte Wege, bis sie eine Krebserkrankung wieder zusammenführt. Das könnte der Stoff für einen bewegenden Kinoabend sein. Doch Markus Gollers Tragikomödie bleibt zu sehr an der Oberfläche, um wirklich zu überzeugen. Da kann auch eine Corinna Harfouch in der weiblichen Hauptrolle nicht mehr viel ausrichten.

Edgar (Uwe Ochsenknecht) ist ein erfolgreicher Stand Up-Comedian Mitte 60, der mit seinem Standard-Programm für alte weiße Männer durch die Lande tourt. Ein bisschen Sexismus, ein paar Gags über das Altern und vor allem jede Menge Kalauer auf Kosten seiner Ex-Frau. Das kommt bei seinem Publikum gut an, weil es mit der richtigen Mischung aus Larmoyanz und Augenzwinkern vorgetragen wird.

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Kalauer auf Kosten der Ex

Eines Tages allerdings sitzt genau diese Ex-Frau mitten im Publikum. Eva (Corinna Harfouch) ist nicht gekommen, um späte Rache zu üben oder um Geld zu fordern, wie Edgar vermutet. Sie hat Krebs, Bauspeicheldrüsenkrebs. Die Ärzte geben ihr nur noch ein paar Monat zu leben, eine Chemotherapie hat sie abgelehnt und jetzt möchte sie sich von Edgar verabschieden, damit der es nicht am Telefon oder aus der Zeitung erfahren muss.

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Ein unverhofftes Wiedersehen mit Folgen

Das unverhoffte Wiedersehen bringt Edgar zunächst mal aus der Fassung – und dann zum Nachdenken. Denn das bequeme Star-Leben, in dem er sich seit der Scheidung vor 20 Jahren eingerichtet hat – mit Chauffeur, eigener Köchin und einer Villa am Starnberger See – macht ihn schon lange nicht mehr glücklich. Sein Ansinnen, Eva zu einer teuren operativen Behandlung in den Niederlanden zu überreden, lehnt diese zwar rundheraus ab. Doch immerhin lässt sie sich auf einen gemeinsamen Roadtrip ein, bei dem sich das geschiedene Paar ein letztes Mal näherkommt.

Wohlfühlkino ohne Konflikte

Wenn es im deutschen Kino eine Charakterrolle für eine Frau reifen Alters zu besetzen gilt, dann ist Corinna Harfouch erste Wahl. Zu Recht, wie sie gerade erst in Matthias Glasners dreistündigem Drama "Sterben" unter Beweis gestellt hat, für das sie bei der Verleihung der Deutschen Filmpreise mit dem Preis als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. Doch während das Drehbuch von "Sterben" harte und authentische Blicke in das Innenleben einer Familie gewährt, bietet "Die Ironie des Schicksals" vor allem eines: Wohlfühlkino für Leute, die Konflikte auf der Leinwand nicht ertragen können.

Die Grenze zum Kitsch überschritten

Wenn Edgar und Eva nach einer Gala zur Verleihung eines Comedy-Preises alleine im verwaisten Festsaal zurückbleiben, um am Klavier eine alte Rio Reiser-Nummer rauszuhauen, wirkt das eher gefühlsduselig als spontan. Und wenn nach dem Schlussakkord die Serviererinnen und Servicekräfte reinkommen und ergriffen applaudieren, dann ist die Grenze zum Kitsch endgültig überschritten – schon deshalb, weil weder Uwe Ochsenknecht noch Corinna Harfouch besonders gut singen können.

Unglaubwürdige Versöhnung

Irritierend sind aber nicht nur solche Seifenoper-Szenen. Auch die Frage, warum sich Edgar und Eva nach 20 Jahren ohne Kontakt auf einmal wieder so blendend verstehen, wird in den knapp 100 Minuten dieses Films nicht wirklich beantwortet. Dass er sie einst mit zwei kleinen Kindern alleine gelassen hat, um seine Karriere zu verfolgen, daran nehmen weder Eva noch Tochter Melli (Emilia Schüle) wirklich Anstoß. Im Gegenteil: Melli ist sogar total begeistert, dass der plötzlich wieder aufgetauchte Vater sie gönnerhaft bei ihren eigenen Comedy-Bemühungen berät.

Im Feelgood-Schaumbad hinweg gedämmert

Gestört wird der neugefundene Familienfrieden nur von Sohn Patrick (Robert Gwisdek). Wie der seinem narzisstischen Vater bei der Einschulungsfeier des Enkels die Leviten liest, ist der einzige echte Hingucker in diesem Film. Da allerdings ist man schon fast im Feelgood-Schaumbad hinweg gedämmert.

Carsten Beyer, radio3

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