"Die Weihnachtsfeier" im Renaissance-Theater, v.l. Noëlle Haeseling, Harald Schrott, Inka Friedrich © Foto: Ann-Marie Schwanke / Siegersbusch
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Renaissance-Theater Berlin - "Die Weihnachtsfeier – In der Filiale brennt noch Licht"

Bewertung:

Autor und Regisseur Peter Jordan gehört zu den Großen des Theaters hierzulande. In Düsseldorf, am D’haus, begeisterte er mit einer virtuosen Bearbeitung von Jaroslav Hašeks "Schweijk", in Berlin, am Renaissance Theater, mit der Tragikomödie "Ein Oscar für Emily". Am Renaissance Theater wurde nun seine Komödie "Die Weihnachtsfeier – In der Filiale brennt noch Licht" uraufgeführt, "durchgesehen und ergänzt von Leonhard Koppelmann", mit dem Jordan als Autor und Regisseur schon oft erfolgreich zusammenarbeitet hat. Peter Claus hat das Stück gesehen.

Kenner und Freunde von Peter Jordans Theaterarbeit haben Großes erwartet. Für manche wurde die Erwartung nicht erfüllt. Nach der Pause waren auffallend weniger Plätze besetzt als vor der Pause. Nun ist natürlich eines zu bedenken: mit dem Humor ist es so eine Sache. Die einen lachen über dies, die anderen das. Hier lacht laut, wer's gern schenkelklopfend mag. Zur Uraufführung wurde allerdings über längere Strecken auf der Bühne mehr gelacht als im Parkett.

"Die Weihnachtsfeier" im Renaissance-Theater, v.l. DIE WEIHNACHTSFEIER – IN DER FILIALE BRENNT NOCH LICHT, v.l. Noëlle Haeseling, Heikko Deutschmann © Foto: Ann-Marie Schwanke / Siegersbusch
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Grelle Krachkomik dominiert

Der Abend beginnt sofort over the top: eine Hand voll Damen und Herren, Chefin, Angestellte und Azubi einer kleinen Bankfiliale, bereiten ihre Weihnachstfeier vor. Das heißt: Gewusel und Hysterie, körperliche und stimmliche Übertreibungen. Und dabei bleibt’s bis dann auch noch vermeintliche Bankräuber mitmischen.

Alles ist laut, grell, durchweg auf Krachkomik setzend, viel Gesang inklusive. Das wird mehr und mehr zum schiefen Karaoke-Abend, bei dem die Song-Darbietungen von kurzen Spielszenen unterbrochen werden. In denen wird dann auch mal gegen das Banken-System an sich gemotzt – etwa mit dem berühmten Brecht-Zitat "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" und "sensiblen" Sätzen wie "Wir bescheißen, ihr werdet beschissen." Gespielt, gesprochen und gesungen wird gern an der Rampe, direkt ins Publikum.

Ein Wirbel an Turbulenzen

In einer Szene, der kurzen Schlussszene, wird es plötzlich lakonisch, trocken, knallhart. Diese Szene – brillant auf den Punkt gespielt von Inka Friedrich und Hartmut Schortt – sitzt. Stilistisch wird damit aller Wirbel an Turbulenzen zuvor pointiert ad absurdum geführt. Es wird überdeutlich, wie wichtig vorher mal Pausen gewesen wären, Momente des Innehaltens, um den Witz dann umso effektvoller aufscheinen zu lassen.

Schwerarbeit für das Schauspielensemble

Die Schauspielerinnen und Schauspieler strengen sich mächtig an, überziehen durchweg bis zum Geht-nicht-mehr. Ganz klar: ein Regie-Einfall. Vielleicht sollte dadurch sowas wie Anarcho-Komik à la Marx Borthers oder Monthy Python entstehen. Nur: Um deren Level zu erreichen, hätte alles noch viel, viel schräger, eben anarchischer, sein und hätte es surrealer zugehen müssen.

Das Entscheidende: Es fehlt dem Abend an Herz. Alle Figuren, eher Skizzen denn ausgearbeitete Charaktere, sind unangenehme, stark überzeichnete Typen. Menschlichkeit? Fehlanzeige!

Natürlich denkt man als Zuschauerin, als Zuschauer im Renaissance Theater an d e n Dauerbrenner des Hauses, seit fast fünfzehn Jahren ein Hit: das Songdrama "Ewig Jung". Da biegt man sich vor Lachen. Aber: immer wieder gibt es Augenblicke, in denen einem das Lachen im Hals stecken bleibt – vor Rührung und Nachdenklichkeit. Das fehlt hier.

Eine Empfehlung der Kategorie Risiko

Zu empfehlen ist der Abend all jenen, die gern aus Schadenfreude lachen, die es komisch finden, wenn sich böse Leute im übertragenen Sinn und tatsächlich an die Gurgel gehen, wenn symbolisch überall Bananenschalen rumliegen, auf denen dann alle immerzu ausrutschen.

Peter Claus, rbbKultur