Andre Schoch: Core © Es-Dur
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Album der Woche | 20.11. - 26.11.2023 - Andre Schoch: "Core"

Andre Schoch ist Trompeter bei den Berliner Philharmonikern. Neben dem Musizieren im Orchesterverbund hat er auch eine Menge Spaß an der kleineren Besetzung und ist Mitglied diverser Blech-Ensembles, so auch bei den German Brass. Und jetzt legt er auch endlich sein Debüt-Album vor, das ihn als Solisten präsentiert.

Einmal Trompete – immer Trompete. So könnte man die musikalische Biografie und das Lebensmotto von Andre Schoch zusammenfassen, denn er erzählt: "Ich habe die Trompete gehört, habe dann auch das erste Mal darauf probiert. Und ich war verliebt. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich das machen. Und zwar auch sofort! Mir war klar: ich will Trompeter werden!"

Mit der Trompete aufgewachsen

Da war Andre Schoch acht. Als er endlich die Trompete samt Unterricht in der Familie durgesetzt hatte, begann er gleich, sich eine Musiksammlung zusammen zu wünschen: Geburtstage und Weihnachten ohne neue Trompeten-CD? Hatte es für ihn nicht mehr zu geben. So wuchs sein Hör-Repertoire von barocken und frühklassischen Werken enorm an. Der Teenager-Wunsch, einmal bei den Berliner Philharmonikern zu spielen, wurde lange belächelt. Längst ist er erreicht, seit 2017 ist er schon dabei.

Andre Schoch, Trompeter © Felix Broede
Bild: Felix Broede

Lieblingskonzerte versus Konzeptalbum

Auf seinem Debüt-Album präsentiert er fünf Konzerte. "Ich habe mich gefragt, welche Stücke spiele ich denn eigentlich gern? Welche höre ich gern? Welche begleiten mich seit meiner Jugend? Welche liegen mir besonders am Herzen?"

Und so lag die Idee schnell auf dem Tisch. Mit dabei sind Werke von Leopold Mozart, Michael Haydn und Georg Philipp Telemann.

Innerlichkeit und Kern

Den Titel des Albums wählte Schoch dann wohl überlegt: "Core". Der englische Begriff lässt zwei Facetten zu. Einmal "Core" in der Übersetzung von Herz, Seele, das Innere. Der Trompeter präsentiert also "verinnerlichte" Werke, die ihn schon seit Jugend-, Schul- und Studienzeiten begleiteten. Und Facette zwei: "Core" in der Übersetzung von "Kern". Dazu Schoch: "Der Begriff bezieht sich auch auf den Klang. Mir ist nämlich ganz wichtig, dass ich in meinem Klang den Kern finde, dass ich darin eine Seele finde."

Schoch möchte, dass sein Trompetenklang, abseits vom Schmettern die Menschen direkt erreicht.

Lieblingsrepertoire fürs musikalische Austoben

Schoch eröffnet seine Debüt-CD mit einem Konzert von Johann Wilhelm Hertel. Das ist ein Konzert, in das man als Trompeter eingreifen darf und muss, so Schoch: "Diese Musik lässt viele Freiheiten, um den eigenen Stil reinzupacken."

Mit einem großen Erfindungsreichtum vervollkommnet Schoch die Musik mit Verzierungen und Trillern: "Der erste Satz hat so eine Frische, einen einleitenden Charakter. Deswegen fand ich es auch als Eröffnungsstück sehr passend. Der zweite Satz ist wahnsinnig schön, sehr innig und hat ganz lange Bögen. Und der dritte Satz ist dann ein pures Feuerwerk. Da kann man wirklich seine Virtuosität zeigen. Das ist purer Spaß!"

Ein modernes Instrument

Andre Schoch hat für die Aufnahmen zu seiner Piccolo-Trompete gegriffen. Ein modern gebautes Instrument mit vier Ventilen, das es weder im Barock, noch in der Frühklassik gab. Wieso, wenn es doch inzwischen auch die historischen Nachbauten gibt? "Ich habe es auf der modernen Piccolo-Trompete aufgenommen, weil ich finde, dass man damit einen noch feineren Klang erzeugen, noch nuancenreicher phrasieren und artikulieren kann." Und er ergänzt mit Schalk in den Augen: "Man kann vielleicht auch die Tempi noch ein bisschen mehr ausreizen."

Und es gibt noch einen Grund für diese Wahl: Das Stuttgarter Kammerorchester, das ihn begleitet, spielt ebenso auf modernem Instrumentarium. Somit bleibt das Klangbild geschlossen.

Andre Schoch, Trompeter © Felix Broede
Bild: Felix Broede

Aufnahme-Session in der Heimat

Mit den Aufnahmen des Stuttgarter Kammerorchesters sei er aufgewachsen, sagt Schoch. Daher war es für ihn eine große Freude, als das Orchester sofort zusagte. Aufnahme-Session in heimatlichen Gefilden, sagt der aus Karlsruhe stammende Trompeter.

So war ihm auch ein Komponist besonders wichtig: der Barockmeister Johann Melchior Molter, der aus Karlsruhe stammt. Musik, die in seiner Heimat eher gepflegt wird als anderswo.

Puls und Perfektion

Jeder Konzertsatz beweist, Andre Schoch "spielt" im wahrsten Sinne des Wortes mit der Musik. Traumwandlerisch sicher steuert er durch das zum Teil extrem hoch liegende Repertoire. Spielwitz ist dabei. Show mit Tiefgang.

Und das auch im Zusammenspiel mit den Orchestermusikern. Gemeinsam haben sie sich auf die Suche begeben, haben "Core" aufgespürt - die Innerlichkeit der Musik -, suchten nach dem "erlesenen Klang". Und gemeinsam haben sie ihr Ziel erreicht: Sie haben "Core" eindeutig gefunden.

Cornelia de Reese, rbbKultur