Les Arts Florissants - Johann Sebastian Bach: A Life In Music (Vol. 1)
Eine Kritik von Bernhard Schrammek
Dieses Album markiert einen kleinen Paradigmenwechsel: Les Arts Florissants, seit 45 Jahren ein grandioses Ensemble vor allem für französische und auch italienische Barockmusik, spielt zum ersten Mal Bach-Werke ein. Unter Leitung von Paul Agnew, der seit 2019 als Co-Dirigent neben dem Gründer William Christie amtiert, wird die ambitionierte und sicher auf viele Folgen ausgelegte Serie "Bach – A Life in Music" begründet.
In Vol. 1 sind drei frühe Kantaten Bachs zu hören, außerdem etwas Orgelmusik (aus einer bereits veröffentlichten Aufnahme mit Benjamin Alard) und eine Kantate von Johann Kuhnau. Paul Agnew setzt seine Akzente vor allem über das Tempo. Schnelle Sätze bekommen noch mehr Speed, langsame werden gedehnt. Seine Musiker bekommen das technisch hin, allerdings mit Konsequenzen für den Ausdruck. Besonders in den langsamen Sätzen wirkt das zuweilen arg romantisierend.
Das Orchester – solistisch besetzt – spielt sehr gut, der Chor (ein Doppelquartett) dagegen lässt Homogenität vermissen, zu häufig stechen einzelne Stimmen heraus.
Und wissenschaftlich ist man auch nicht auf Höhe der Zeit, verwendet wird in BWV 150 der veraltete, inzwischen längst korrigierte Text. Fazit: Wenn die neue Serie von Les Arts Florissants konkurrenzfähig werden soll, muss sich noch einiges verändern.
Bernhard Schrammek, rbbKultur