Huelgas Ensemble - "Melancholy" - Vokalwerke von Max Reger
Eine Kritik von Bernhard Schrammek
Das Huelgas Ensemble hat sich schon bald nach seiner Gründung 1971 zu einem der führenden Vokalensembles für Renaissancemusik etabliert und kann dieses hohe Niveau bis auf den heutigen Tag halten. Davon zeugt eine Fülle von großartigen Aufnahmen unter der Leitung des Gründers Paul van Nevel.
In diesem Kontext überrascht allerdings die neueste CD, auf der das Huelgas Ensemble unter dem Titel "Melancholy" Vokalwerke von Max Reger eingespielt hat. Der Klang des Chores ist auch in dieser romantischen Literatur makellos und lässt deutlich die klare Schulung der Ensemblemitglieder an der Alten Musik erkennen. Regers komplexe Harmonien sind vibratofrei, rein intoniert und in größtmöglicher Transparenz zu hören. Dadurch kommen viele traditionelle Kompositionsweisen von Reger – etwa die Doppelchörigkeit, die Behandlung des Chorals oder die Kontrapunktik – stärker zum Ausdruck als in Einspielungen mit größeren Chören.
Einen besonderen Trumpf spielt Paul van Nevel darüber hinaus noch aus, wenn er sich in fünf klavierbegleiteten Liedern von Max Reger seinen langjährigen Freund Jos van Immerseel an die Seite holt. Immerseel, Spezialist für historische Tasteninstrumente, ist mehr als nur ein Begleiter. Auf einem obertonreichen Bechstein-Flügel von 1870 vervollkommnet er den melancholischen Gesamtklang der Werke in zauberhafter Weise.
Bernhard Schrammek, radio3