Blumen wurden für das Opfer eines Femizids niedergelegt, Berlin 19.04.2023; © picture alliance / Caro
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20 Jahre Mord an Hatun Sürücu - Warum ist es wichtig, von "Ehren"-Mord zu sprechen?

Ein Gespräch mit Myria Böhmecke, Leiterin des Referats Gewalt im Namen der Ehre bei TERRE DES FEMMES

Nächste Woche Freitag ist es 20 Jahre her: Am 7. Februar 2005 wurde die Deutschtürkin Hatun Aynur Sürücü, damals 23, an einer Bushaltestelle in Berlin-Tempelhof von ihrem jüngsten Bruder mit drei Kopfschüssen getötet. Im Namen der Ehre. Er habe die Familienehre wiederherstellen wollen, gibt er später zu Protokoll.

Hatun Sürücüs Vergehen: Sie liebte das Leben und wollte es selbstbestimmt führen. Ohne ihren Cousin, mit dem sie mit 16 zwangsverheiratet wurde, ohne den Zwang eines Kopftuchs, ohne den Zwang der Traditionen ihrer Familie. Der Mord hat 2005 eine bundesweite Debatte über Gleichberechtigung, Integration und patriarchale Traditionen ausgelöst.

Für morgen lädt der Menschenrechtsverein TERRE DES FEMMES zu einer Online-Podiumsdiskussion mit dem Titel "Mehr als nur eine Frau – Gewalt im Namen der Ehre: verstehen, vorbeugen, verhindern". Auf radio3 spricht Susanne Papawassiliu vorab mit Myria Böhmecke, Leiterin des Referats Gewalt im Namen der Ehre bei TERRE DES FEMMES.

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Gedenken an Hatun Sürücü in Berlin, am 07.02.2025 jährt sich ihr Todestag zum 20. Mal © picture alliance/dpa/Soeren Stache
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Das Berlin Hörspiel - Gesicht verloren

Am 7. Februar 2005 wird die 23-jährige Hatun Sürücü an einer Bushaltestelle in Berlin-Tempelhof ermordet. Drei Schüsse in den Kopf, aus der Waffe ihres jüngsten Bruders. Ein "Ehrenmord", der damals ganz Deutschland erschüttert.

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20 Jahre nach dem Mord an Hatun Sürücü - Eine Frage der Ehre?

Getötet, weil sie frei leben wollte - und weil sie sich den Normen ihrer Familie widersetzte. Der Fall Hatun Sürücü bewegt noch immer viele in Berlin. Bei "Unser Leben" spricht Moderator Marcus Latton über die Geschichte der Ermordeten. Außerdem stellen wir ein Projekt vor, das mit Berliner Jugendlichen den "Ehr"-Begriff hinterfragt, reden mit Neuköllns Integrationsbeauftragter Güner Yasemin Balci.

Kerzen mit Bildern der vor zehn Jahren erschossenen Hatun Sürücü stehen am 07.02.2015 in Berlin an dem Gedenkstein; © dpa/Lukas Schulze
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Kein Schutz vor Ehrenmord? - Frau. Freiheit. Tod

"Ehrenmord" ist kein Kapitalverbrechen, das es erst seit den Fluchtbewegungen von Menschen aus islamischen Ländern in Deutschland gibt. Spätestens seit dem Mord an Hatun Sürücü werden Jugendliche in den Schulen für das Thema sensibilisiert, Sozialarbeiterinnen und Polizei kennen die Problematik patriarchaler Strukturen in muslimischen Einwandererfamilien. Wie kann man Frauen und Mädchen schützen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen?

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