Daniel Drepper im Interview auf der ARD IFA-Bühne (Quelle: rbb)
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Bild: rbb

Mit Jagoda Marinić - Daniel Drepper – "Wir werden fürs Veröffentlichen bezahlt, nicht fürs Verschweigen"

Wie kann ich prüfen, ob etwas strukturell ist? Ich mache im Kopf ein Dreieck auf: Erstens, wie viele Menschen sind betroffen – also wie breit ist dieses Dreieck? Dann frage ich mich, wie schwer ist der Schaden, also wie hoch ist das Dreieck? Je größer die Fläche dieses Dreiecks ist, desto wahrscheinlicher, dass wir die Geschichte machen.

Daniel Drepper

Ich glaube, dass wir eine Pflicht haben, das politische Agenda-Setting zu brechen und ganz aktiv zu schauen, wie können wir Themen setzen als Medien, die sonst unterzugehen drohen. Wir versuchen, die Themen in die Politik zu tragen und nicht die Themen der Politik zu den Bürgern.

Daniel Drepper

Das Informationsfreiheitsgesetz ist ein gutes Instrument, weil man dadurch Originaldokumente erhält. Jeder kann Dokumente einsehen aus Behörden. Als Grundregel gilt: Alles, was mit Steuergeldern bezahlt wurde, muss transparent gemacht werden, wenn Bürger:innen danach fragen.

Daniel Drepper

Er ist einer der stillen Marvel-HEROES des investigativen Journalismus in Deutschland und steht realistisch und felsenfest auf demokratischen Grundsätzen: Daniel Drepper.

Nach seinen Enthüllungen über Machtmissbrauch durch Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt verlor nicht nur Reichelt seinen Job, sondern auch Drepper und sein Team. Die Recherchen mit seinem Team um die berüchtigte "Row Zero" bei der Band Rammstein befeuerten die #MeToo-Debatten in Deutschland und der Musikszene weltweit.

Drepper war Mitbegründer des Recherche-Kollektivs "Correctiv" und ist Vorsitzender des "Netzwerks Recherche", das 2004 das "Informationsfreiheitsgesetz" mit auf den Weg brachte. Darüber schrieb Drepper übrigens bereits 2013 seine Diplom-Arbeit, bevor er sich an der Columbia University auf investigativen Journalismus spezialisierte.

Drepper wurde für seine journalistischen Arbeiten vielfach ausgezeichnet und ist heute Leiter des Rechercheverbunds NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung.

Bei FREIHEIT DELUXE ezählt Daniel Drepper, was investigativen Journalismus für ihn ausmacht: Nicht nur über Themen zu berichten, die andere auf die Agenda setzen, sondern selbst Missstände aufzudecken und die Informationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um damit Diskussionen anzustoßen. Die ist mit Jagoda Marinić auch gleich in vollem Gange, denn die beiden rollen auf, was die Recherchen um Reichelt und Rammstein verändert haben – oder auch nicht.

Sie ergründen, wie Gegenstrategien inzwischen eingesetzt werden, um journalistische Arbeit zu diskreditieren. Dabei geht es auch um die Angriffe aus der Politik, etwa mit der drohenden Einschränkung des Informationsfreiheitsgesetzes oder der "Kleinen Anfrage" der CDU zur Finanzierung gemeinnütziger Vereine in Deutschland.

Doch Daniel Drepper und Jagoda Marinić sprechen auch konkret und konstruktiv darüber, wie Menschen in Deutschland selbst das Informationsfreiheitsgesetz für sich nutzen können oder dazu beitragen können, skandalöse Zustände öffentlich zu machen.

Und schließlich erzählt Daniel Drepper ganz persönlich, was ihn antreibt und warum Pressefreiheit für ihn ganz plastische Bedeutung hat.

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