Live aus dem Deutschen Theater Berlin -
"Das Fehlen von Freiheit reduziert den Menschen auf seinen eigenen Schatten."
Solidaritätsveranstaltung für Boualem Sansal im Deutschen Theater am 7. März 2025
Eine Veranstaltung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels mit dem Kulturmagazin Perlentaucher und dem Merlin Verlag in Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin und radio3 vom rbb
Durch den Abend führte Natascha Freundel
"Das Fehlen von Freiheit ist ein Schmerz, der einen auf Dauer verrückt macht. Er reduziert den Menschen auf seinen eigenen Schatten und macht seine Träume zu Alpträumen.“ Boualem Sansal in seiner Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche 2011. Am 16. November 2024 wurde Sansal, der heute wohl bedeutendste Schriftsteller Algeriens, am Flughafen von Algier verhaftet. Er hatte eine dem Regime nicht genehme Meinung geäußert und ist gewissermaßen zur Geisel der politischen Spannungen zwischen Algerien, Marokko und Frankreich geworden. In seinen Romanen, Essays und Interviews spricht sich Sansal von jeher gegen Gewalt, Krieg und Unterwerfung, für Wahrheit, Menschlichkeit und echten Frieden aus.
Namhafte Autorinnen und Autoren, darunter Nobelpreis- und Friedenspreisträgerinnen, sprachen am 7. März 2025 im Deutschen Theater über und für Boulem Sansal:
Martin Schult vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Katharina Eleonore Meyer vom Merlin Verlag gaben Einblick in Sansals Leben und Werk und seine aktuelle Situation. (ab 4:04)
Die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa von "Memorial International" (Friedesnobelpreis 2022) las aus Sansals Debütroman "Der Schwur der Barbaren". (ab 17:18)
Der Schriftsteller Daniel Kehlmann las aus Sansals Friedenspreisrede vom 16. Oktober 2011. (ab 29:02)
Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit Jan Assmann 2018) las aus "Das Dorf des Deutschen". (ab 35:49)
Der chinesische Autor Liao Yiwu (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012) berichtete von seiner Haftzeit in China - übersetzt von Jing Möll - und sang zu seiner Klangschale das hebräische Lied: "Die ganze Welt ist eine sehr schmale Brücke, aber wichtig ist, keine Angst zu haben." (ab 47:24)
Die Schriftstellerin Herta Müller (Literaturnobelpreis 2009) las aus Sansals Roman "Rue Darwin". (1:00:30)
Der Soziologe Wolf Lepenies (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2006) las aus "2084. Das Ende der Welt". (1:15:47)
Der algerisch-französische Schriftsteller Kamel Daoud (Prix Goncourt 2024 für seinen Roman "Houris") sprach mit Thierry Chervel vom Perlentaucher über die politischen Spannungen zwischen Frankreich und Algerien und die stark zunehmende Beschränkung der Meinungsfreiheit durch Islamisten. (1:27:21)
Perlentaucher | Interview von Thierry Chervel – Dieser Krieg, der seinen Namen nicht sagen will
Im Anschluss gab Martin Schult einen Ausblick auf die diplomatischen Möglichkeiten Deutschlands, auf Sansals Freilassung hinzuwirken. (1:48:23)