Kein Wort © Grandfilm
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Filmdrama von Hanna Slak - "Kein Wort"

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2021 wurde die Berliner Schauspielerin Maren Eggert mit dem Silbernen Bären bei der Berlinale für ihre Darstellung in Maria Schraders Liebesdrama "Ich bin dein Mensch" ausgezeichnet. Jetzt spielt sie in dem Mutter-Sohn-Drama "Kein Wort", der vierte Spielfilm der Regisseurin Hanna Slak, die Hauptrolle.

Kein Wort © Grandfilm
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Nina, gespielt von Maren Eggert, ist alleinerziehend, ihr Sohn Lars ist in der Pubertät. Sie hat nicht die Zeit und auch nicht den Kopf, sich um ihn zu kümmern. Was vor allem daran liegt, dass ihre Karriere als Dirigentin mit Mahlers 5. Sinfonie vor dem Durchbruch steht. Sie ist angespannt, nur mit ihrem bevorstehenden Konzert beschäftigt, und bekommt nicht mit, was in der Welt ihres Sohnes passiert. Besser vielleicht: sie will es nicht mitbekommen.

Da ist ein Mädchen verunglückt oder auch einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen: sie ist verbrannt. Die Zeitungen sind voll mit Mutmaßungen, vor der Schule Blumen und Kerzen. Nina aber fragt nichts. Erst als ihr Sohn aus nicht erfindlichen Gründen aus dem Fenster fällt und sie ihn aus dem Krankenhaus abholen muss, begreift sie, dass hier etwas aus dem Ruder läuft und sucht das Gespräch mit ihm.

Es funktioniert nicht zwischen Mutter und Sohn

Mutter und Sohn fahren für ein paar Tage auf eine französische Insel, wo die Familie ein Sommerhaus besitzt. Hier in der Abgeschiedenheit will Nina sich endlich mal wieder um Lars kümmern – doch es funktioniert nicht zwischen ihnen. Und will Lars seiner Mutter dann doch mal etwas erzählen, klingelt garantiert ihr Telefon und jeder Anruf ist wichtig.

Nina begreift nicht, wie sie selbst jeden Versuch einer Annährung im Keim erstickt. Einmal wirft sie ihren teuren Designermantel die Klippen runter, das lässt sich als Akt der Selbsterkenntnis oder Rebellion lesen, der allerdings auch keine Konsequenzen hat. Lars bleibt so alleine wie zuhause auch, beschäftigt vor allem mit seiner Drohne und mit einem Feuerzeug.

Beeindruckende Bilder und Musik

Das Rauschen des Meeres, der Wind, das Surren der Drohne, das Handy, Geräusche, die sich mit den Bildern der französischen Kamerafrau Claire Mathon vereinen. Beeindruckend auch, wie sie die vielen Gesichter von Maren Eggert einfängt, genauso wie die donnernde Weite der Natur, die Enge der großstädtischen Wohnung. Und dann ist da natürlich die Musik: Mahlers 5. Sinfonie. Sie ist die ständige Begleiterin der Hauptfigur Nina, die Maren Eggert spröde und in sich versunken verkörpert. Für ihren Zustand, ihre Einsamkeit, finden Musik und Bilder eine eigene Sprache.

Während der Junge, überzeugend gespielt von Jona Leon Nicolai, mit seinen 19 Jahren vielleicht doch ein bisschen zu alt für diese Rolle, eher außen vor bleibt. Der Hintergrund seines Fenstersturzes, was es mit dem mysteriösen Tod seiner Mitschülerin auf sich hat, das erfahren wir nicht.

Kein Wort © Grandfilm
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Der Film bleibt sprachlos

Es geht um familiäre Strukturen, Karriere und Mutterschaft, was es heißt, alleinerziehend zu sein, es geht um die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern. Ein wichtiges und auch gesellschaftlich relevantes Thema. Der Film aber verharrt in seinen Hülsen: Mutter Künstlerin und alleinerziehend, Karriere, Sohn schwierig, Pubertät. Sie werden nicht gefüllt. So versteht man nicht wirklich, was passiert ist, woran Mutter und Sohn leiden, warum sie nicht miteinander reden. Warum diese Mutter, deren Job es ja als Musikerin ist zu hören, nicht zuhören kann.

Das Nicht-Kommunizieren der Generationen ist ein spannendes Thema. "Kein Wort" aber bleibt in vielerlei Hinsicht selbst sprachlos. Was schade ist.

Christine Deggau, radio3

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