Album der Woche | Sommer-Best-of - Florian Noack: "I wanna be like you"
Der belgische Pianist Florian Noack verwandelt sein Klavier leidenschaftlich gern in ein Orchester, indem er große und nicht ganz so große Orchesterwerke für Klavier bearbeitet, also Transkriptionen für sein Instrument schreibt. Für sein aktuelles Album "I wanna be like you" hat Florian Noack eine ganze Reihe seiner Transkriptionen eingespielt. Im Frühjahr war es unser "Album der Woche", jetzt haben wir es als Sommer-Special noch einmal hervorgeholt. Henrike Leißner hat Florian Noack getroffen und stellt das Album vor.
Werke wie die "Symphonie classique" von Sergej Prokofjew gehören zum Standardrepertoire vieler Orchester. Das hat den Pianisten Florian Noack nicht davon abgehalten, das Stück auch in sein Standardrepertoire aufzunehmen: kein Orchester, nur ein Klavier.
Ein Klavier spielt ein Orchester
Das Wort "nur" ist hier aber eine handfeste Untertreibung. Wenn Florian Noack spielt, klingt das durchaus nach einem ganzen Orchester!
"Das ist alles ein Spiel mit Illusionen. Für mich gehört das auch zur Natur des Klaviers. Es ist ein Illusionen-Instrument."
Weniger ist schwer
Wenn man Musik, die normalerweise von vielen Instrumenten gespielt wird, auf ein Instrument allein überträgt, muss man notwendigerweise reduzieren.
Mit Vereinfachung hat das bei Florian Noack aber nichts zu tun. Um die Illusion eines farbenreichen Orchesterparts wie in Rimskij-Korsakows "Scheherazade" heraufzubeschwören, können bei seinen Transkriptionen auch hin und wieder Töne hinzukommen, die so nicht im Original stehen.
Persönliche Hörerfahrungen als Ausgangspunkt
Transkribieren und Paraphrasieren sind für Florian Noack persönliche Angelegenheiten. Erst spät im Prozess seiner Arbeit schaut er in die Noten der Original-Partitur. Davor ist alles sein ganz subjektiver Höreindruck. Wie ein Maler des Impressionismus überträgt er Farben, Stimmungen, Licht, aber auch seine Erinnerung an die Atmosphäre der Musik aufs Klavier.
"Mit 18 bin ich nach Wien gegangen. Ich bin in diese Atmosphäre gekommen. Und dann habe ich ziemlich viele Johann Strauss-Walzer oder andere Paraphrase geschrieben. Ich wollte dann diese Welt am Klavier finden."
Tagträume via Klavier
Ein Orchester vermisst man hier in keiner Sekunde. Wenn man bei all den betörenden Klavierklängen nicht ohnehin schon längst vergessen hat, dass es diese Werke auch mit großem Orchester gibt. Die Leichtigkeit und Präzision, mit der Florian Noack seine vieltönigen und vielfarbigen Transkriptionen spielt, lässt einen mühelos in Träume von orientalischen Prinzessinnen oder Wiener Opernbällen hinweggleiten.
Der Name ist (fast) Programm
Der Song "I wanna be like you" - "Ich wäre so gern wie Du" - aus dem Film "Das Dschungelbuch" könnte als Titel für Florian Noacks neues Album nicht passender gewählt sein. Wobei - vielleicht nicht "exactly" like you:
"Ich probiere immer, nah am Original oder im Geiste des Originals zu bleiben, aber es gibt immer persönliche Elemente. Für mich das ist der richtige Weg, mich selber auszudrücken."
Henrike Leißner, radio3