Gaechinger Cantorey - Johann Sebastian Bach: The First Cantata Year
Eine Kritik von Bernhard Schrammek
Am 1. Sonntag nach Trinitatis 1723 hat Johann Sebastian Bach das Amt des Leipziger Thomaskantors angetreten und dort sogleich mit eigenen Werken neue Maßstäbe gesetzt. Im ersten Dienstjahr präsentierte er den Leipziger Gottesdienstbesuchern an den Sonn- und Feiertagen rund 60 Kantaten, ein Großteil davon neu komponiert.
Hans-Christoph Rademann, der Leiter der Stuttgarter Bach-Akademie, hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, all diese Kantaten des Jahrgangs 1723/24 mit seiner Gaechinger Cantorey in der chronologischen Reihenfolge aufzuführen und auf Tonträger zu veröffentlichen. Erschienen ist soeben Vol. 3 mit acht Kantaten aus dem Sommer 1723. Und tatsächlich gelingt Hans-Christoph Rademann eine ebenso unverwechselbare wie hochklassige Einspielung. Er verzichtet auf vordergründige Effekte und geht in seiner Interpretation ganz vom vertonten Text und der damit verbundenen Botschaft aus. In der Tempowahl gibt es kein Stoppuhr-Festival, sondern kluge und differenzierte Entscheidungen. Herrlich, wie ernst er die Choräle nimmt, zuweilen auch mit improvisatorischen Zwischenspielen auf der Orgel.
Der Chor singt ungemein homogen, das Orchester ist bestens besetzt, inklusive eines gut wahrnehmbaren Basso continuo. Überragend, ohne jegliche Schwachstelle schließlich sind die Vokalsolisten – von Miriam Feuersinger bis Tobias Berndt kann man in Rademanns Aufnahme die aktuell führenden Bach-Interpreten hören.
Schön, dass noch etliche weitere Folgen dieser Einspielung in naher Zukunft veröffentlicht werden.
Bernhard Schrammek, radio3