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Die Debatte mit Ann Kristin Schenten, Paula Fürstenberg und Sasha Marianna Salzmann - Leben in Freundschaft

"Freundschaft hat ein revolutionäres Potenzial." Sasha Marianna Salzmann

Freundschaft kann ein Lebensmodell sein. Doch der französische Philosoph und Soziologe Geoffroy de Lagasnerie meint, ein Leben in Freundschaft sei auch immer ein Leben im Außerhalb. Ein Leben abseits der gesellschaftlichen Ordnung, abseits der Familie. Ist das wirklich so? Sasha Marianna Salzmann und Paula Fürstenberg haben ein Leben in Freundschaft gewählt und widmen sich diesem immer wieder in ihren Texten. Freundschaft bedeutet für sie durchaus Familie und ein immerwährendes politisches Gespräch. Sasha Marianna Salzmann sagt: "Man bespricht die Welt miteinander." Besonders in angespannten Zeiten.

Wenn wir über Freundschaft als Lebenskonzept sprechen, sprechen wir über Freundschaften, die auf Langfristigkeit angelegt sind. Das sind Freundschaften, die sich auch vor Sorgearbeit füreinander nicht scheuen. Die sind es ja vor allem, denen die politische und institutionelle Entsprechung fehlt. In diesen Freundschaften geht es darum, dass man die Idee davon hat, einander durchs Leben zu begleiten. Das hat eine ganz andere Qualität als flüchtige Begegnungen.

Paula Fürstenberg

Hannah Arendt hat gesagt ‚Menschlichkeit zeigt sich nicht in der Brüderlichkeit, sondern in der Freundschaft‘. Ich interpretiere das so, dass es darum geht, dass man die ganze Zeit die Welt miteinander bespricht. Das ist das, was uns zum Menschen macht. Brüderlichkeit ist etwas, das vorausgesetzt wird. Ihr seid vom selben Genpool, ihr seid vom selben Blut. Das ist ehrlich gesagt überhaupt keine Grundlage, auf der irgendwer von uns hoffentlich leben möchte.

Sasha Marianna Salzmann
Paula Fürstenberg (© Jonas Ludwig Walter) und Sasha Marianna Salzmann (© Benedetta Senin)
Paula Fürstenberg und Sasha Marianna Salzmann |Bild: Jonas Ludwig Walter || Benedetta Senin

Gäste

Paula Fürstenberg, geboren 1987, wuchs in Potsdam auf und studierte am Schweizerischen Literaturinstitut sowie an der Humboldt-Universität. Seit 2011 lebt und schreibt sie in Berlin. Ihr Debütroman "Familie der geflügelten Tiger" erschien 2016 bei Kiepenheuer & Witsch. 2024 erscheint ihr zweiter Roman "Weltalltage". Gemeinsam mit Daniela Dröscher und Christian Dittloff hat sie die Bände "check your habitus", "Soll & Habitus" und "Herz & Habitus" bei Sukultur herausgegeben. 2022 hat sie drei Abende der Gesprächsreihe „Let’s talk about class – ostdeutsche Perspektiven“ co-kuratiert. Sie schreibt essayistisch und literarisch und leitet Schreibwerkstätten im Rahmen des Projekts Schulhausroman Brandenburg sowie der Bayerischen Akademie des Schreibens. Sie koordiniert in Berlin die Autor*innengruppe "Literatur für das, was passiert", die mit literarischen Mitteln Menschen auf der Flucht unterstützt, und ist Vorstandsmitglied des Kunsthaus Strodehne e.V.

Sasha Marianna Salzmann ist Theaterautor:in, Essayist:in und Dramaturg:in. Sasha Salzmanns Theaterarbeiten erhielten zahlreiche Preise, zuletzt den Kunstpreis Berlin 2020. Sasha Salzmanns Debütroman "Außer sich" (Suhrkamp) wurde 2017 mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er ist in sechzehn Sprachen übersetzt. Für den Roman "Im Menschen muss alles herrlich sein" (Suhrkamp, 2021), wurde Sasha Salzmann ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert und erhielt außerdem den Preis der Literaturhäuser 2022 und den Hermann-Hesse-Preis 2022. Seit 2023 ist Sasha Salzmann Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.

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Der zweite Gedanke; © radio3
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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.