"Eva Fàbgregas. Devouring Lovers": Ausstellungsansicht © Eva Fàbregas, Staatliche Museen zu Berlin, Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart | Foto: Jacopo La Forgia
Eva Fàbregas, Staatliche Museen zu Berlin, Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart | Foto: Jacopo La Forgia
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Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart - Eva Fàbregas: Devouring Lovers

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Die junge katalanische Bildhauerin Eva Fàbregas ist hierzulande noch ein weitgehend "unbeschriebenes Blatt" – dabei sind ihre "Soft Sculptures" aus Stoff oder Kunststoff kaum zu übersehen: bunt und groß. Ihre bislang größte Arbeit hat die Mitdreißigerin aus Barcelona jetzt für die monumentale Historische Halle des Hamburger Bahnhofs in Berlin entwickelt.

"Devouring Lovers" - "Verschlingende Liebende" - der Titel dieser Ausstellung - klingt nach Drama und schwüler Erotik, doch auf den ersten Blick erscheint die Historische Halle im Hamburger Bahnhof eher wie für eine Kinderparty von Riesen dekoriert: Bunte Monster-Würste und -Wülste hängen in den stählernen Trägern und von der Decke, liegen auf dem Boden oder türmen sich an den Seiten.

Bunte Wucherungen

Alles ist rund und blasig, fleischfarben, rosa oder rot und gelb. Es sieht aus, als hätte jemand Strümpfe mit Tennis- oder Massagebällen ausgestopft und das Ganze dann um ein Vielfaches vergrößert. Tatsächlich entspricht das dem Verfahren der Künstlerin: Elastischer Stoff aus dem sonst medizinische Bandagen hergestellt werden, wurde mit luftgefüllten Bällen in verschiedenfarbige amorphe Formen gebracht. Manche dieser um- und übereinander geschlungenen Objekte bewegen sich leicht, zittern bisweilen wie Wackelpudding - und bilden einen größtmöglichen Kontrast zu der nüchternen technischen Konstruktion der Halle: Dralle, bunte Geschwüre an und um ein dürres Skelett.

Luft als Ausdrucksmittel

Es ist erklärtes Ziel von Sam Bardaouil und Till Fellrath, den beiden Leitern des Hamburger Bahnhofs, dessen Architektur stärker in den Fokus zu rücken. Eva Fàbregas' Arbeit ist keine Repräsentation irgendwelcher Anliegen, sondern - so sagt sie es selbst - eine unmittelbare Reaktion auf diese Architektur, insbesondere die Akustik und die Geschwindigkeit, mit der sich Klang von einem Ende der Halle zum anderen ausbreitet. Das Medium der Schallübertragung, Luft, hat es der Künstlerin angetan, seitdem sie als Jugendliche in einem Chor gesungen und später verstanden hat, dass "geformte Luft" nicht nur im Gesang ein für sie passendes Ausdrucksmittel ist.

Mit ihren "soften" bunten Wülsten gelingt es ihr, diesem Durchgangsort, der auch aufgrund seiner Dimension für jede Ausstellung eine Herausforderung darstellt, eine gewisse Phantastik hinzuzufügen. Um die Nüchternheit der alten Bahnhofshalle wirklich zu "verschlingen" allerdings, hätten diese Wucherungen durchaus etwas weniger kontrolliert, weniger zurückhaltend dosiert sein dürfen.

Silke Hennig, rbbKultur

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Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart: Eva Fàbregas. Devouring Lovers