Waldpilze im Korb © Elisabetta Gaddoni
Elisabetta Gaddoni
Bild: Elisabetta Gaddoni

Dieser Herbst ist besonders pilzreich! - Waldpilze für die Herbstküche

Wer in den letzten Wochen in Wäldern unterwegs war, wird es gemerkt haben: Es gibt dieses Jahr so viele Waldpilze wie schon seit Jahren nicht mehr! Der Herbst ist mild und leicht feucht und offensichtlich sehr günstig für Waldpilze. Unter den vielen Speisepilzen, die zu finden sind, sammeln die meisten jedoch meist nur die Sorten, die leicht zu erkennen sind und am wenigstens Verwechslungsgefahr bieten: Steinpilze und vor allem Maronen-Röhrlinge. Mit ihrem nussig-erdigem Aroma und ihrer festen Konsistenz veredeln beide jedes Gericht: ob Kartoffelgratin, Risotto, frische Bandnudeln oder Omelette - ganz ohne komplizierte Zubereitung.

Zugegeben: Maronen findet man häufiger im Wald als Steinpilze, daher bekommt man sie viel öfter von Bekannten geschenkt, die Pilze sammeln waren. Auch sind sie am wenigstens mit giftigen Doppelgängern zu verwechseln – Maronen gelten daher als "Waldpilze für Anfänger". Sie sind weniger intensiv als Steinpilze, aber dennoch ein Glücksfall in der Küche, denn unkompliziert gebraten oder gedünstet bringen sie in viele einfache Gerichte einen ganz besonderen Akzent.

Pilze gehen Symbiosen mit bestimmten Bäumen an, so wachsen bestimmte Pilze nur unter bestimmten Bäumen. Gedeihen Maronen im Unterholz von Kiefern- und Fichtenwäldern, von denen es im Berlin und in Brandenburg viele gibt, wachsen Steinpilze wiederum eher nah an Eichen, Fichten und Buchen. Da sie seltener zu finden sind, galten Steinpilze schon immer als echte Delikatessen. Im Mittelalter standen sie nur dem Adel oder hochrangigen Geistlichen zu. Finder mussten die begehrten Pilze an den Grundherren abgeben, sonst drohten Strafen – daher wurden sie auch "Herrenpilze" genannt.

Besser als Fleisch

Im alten Rom nannte man Steinpilze Suillus ("vom Schwein"), in Italienisch heißen sie heute Porcini ("kleine Schweine"). Der Name scheint aus der Beobachtung entstanden sein, dass freilaufende Schweine Weltmeister im Finden - und Essen - von Steinpilzen waren. Wahrscheinlich ist auch, dass Geschmack und Konsistenz der Edelpilze den Namensgeber an Schweinefleisch erinnerte.

Steinpilze © Gesa Fritsche
Bild: Gesa Fritsche

Ernährungsphysiologisch können Waldpilze mit ihrem Gehalt an Eiweiß, Vitaminen und Mineralien wie Kalium, Phosphor, Eisen und Zink tatsächlich fast mit Fleisch mithalten. Sie können allerdings Schwermetalle und radioaktive Stoffe speichern. Daher ist es gar nicht verkehrt, dass die Saison so kurz ist: So kann man nicht so viele Pilze essen, dass es gesundheitlich bedenklich werden könnte.

Heute zählt der Steinpilz in der Gastronomie zu den begehrtesten und teuersten Speisepilzen.

Sympatische Verweigerer

Steinpilze, Maronen-Röhrlingen, Pfifferlinge und andere Waldgeschöpfe wachsen nur in der Natur, sie können nicht gezüchtet werden. Es wurde noch immer kein Substrat gefunden, das den natürlichen Lebensbedingungen dieser Waldpilze entspricht. Sie können also nur gesucht werden - und im Glücksfall hat man so viele zusammen, dass es sich sogar lohnt, sie einzufrieren oder zu trocknen und für den Rest des Jahres aufzubewahren.

Wenige Pilze reichen aus, um einem Gericht einen aromatischen Kick zu verleihen. Wichtig dabei ist, die Waldpilze nicht zu kochen, sondern schonend in der Pfanne zu schmoren, damit sich das kostbare Aroma nicht verwässert. Komplizierte Zubereitungen müssen nicht sein: Die Pilze sind die Diven der Saison und nichts soll ihnen die Show stehlen!

Elisabetta Gaddoni, radio3

Weitere Rezensionen

Spitzkohl, im Ofen gebacken; © Elisabetta Gaddoni
Elisabetta Gaddoni

Geschmackssache - Mild und zart: Spitzkohl

Von allen Kohlsorten ist Spitzkohl als erste da: Seine Erntezeit beginnt bei uns im Mai und endet im Oktober. Die Blätter sind knackig, dennoch zart und lassen sich ideal als Rohkost genießen; schnell und schonend gegart entfalten sie ein mildwürziges Aroma - und gar keinen typischen Kohlgeruch. Das kegelförmige Gemüse ist also die ideale Kohlsorte für Menschen, die Kohl nicht mögen. Mild oder herzhaft gewürzt eignet er sich zu unzähligen Zubereitungen – ob für Salate, für Suppen und Schmorgerichte oder im Ofen gebacken.

Grüne Sauce © dpa/Natascha Ungereit-Le
dpa/Natascha Ungereit-Le

Kräuter-Karussell - Grüne Soße & Salsa Verde

Über Geschmack lässt sich streiten, über die Frankfurter Grüne Soße nicht. Für Herkunft, Ernte und Mischungsverhältnis der unverzichtbaren sieben Kräuter - Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpernelle, Sauerampfer und Schnittlauch - bürgt seit vier Jahren sogar ein EU-Gütesiegel. Dabei gibt es auch in Hessen viele verschiedene Varianten der "Grie Soß", und ähnliche Spezialitäten finden sich in fast allen Küchen der Welt.

Holunderküchle © IMAGO / imagebroker
IMAGO / imagebroker

Delikatessen am Wegesrand - Hopfenspitzen und Holunderblüten

Selbst wenn die Temperaturen nicht ganz frühlingshaft sind, verraten die blühenden Bäume und Sträuche, dass der Wonnemonat Mai endlich da ist. Beim Spazieren im Grünen lohnt es sich, auf Zweige und Hecken zu schauen: Rankende wilde Hopfenplanzen bieten in diesen Wochen essbare zarte Spitzen und an Holunderbüschen blühen unübersehbar wohlduftende Dolden. Während die Hopfentriebe mit ihrer zarten, edelbitteren Note Pasta, Risotto, Quiche und Rührei bereichern, veredeln Holunderblüten Salate, Parfaits und Erdbeeren – ihr volles Aroma entfalten die Dolden allerdings erst als ausgebackene, mit Akazienhonig beträufelte Küchlein.