Forum Offene Gesellschaft der Leipziger Buchmesse | Valerie Schönian, Natascha Freundel und Roger de Weck © Elisabeth Friedrich/ ARTEFAKT Kulturkonzepte
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Valerie Schönian und Roger de Weck - Verantwortung und Zukunft des Journalismus

"Aufregung zerstört Aufmerksamkeit." Roger de Weck

Wir müssen den Journalismus vor den Medien retten, das ist Roger de Wecks Aufforderung an alle Journalisten, gerade auch der jüngeren Generation. Für ihn ist Journalismus kein Job, sondern eine Leidenschaft – für Fakten, gegen die Macht. Ohne kritischen Journalismus keine Demokratie. Aber was, wenn der Medienbetrieb auf Meinungen statt Recherchen setzt, auf Klickzahlen statt Interesse, auf Aufregung statt Aufmerksamkeit?

Valerie Schönian, die für die "Zeit im Osten" arbeitet, sieht vor allem die Lokalzeitungen in großer Bedrängnis. Wo gerade heute intensive Recherchen stattfinden sollten, bricht die journalistische Infrastruktur weg. Brauchen wir "Journalismuspolitik" oder mehr journalistisches Selbstbewusstsein – auf allen Plattformen?

In Kooperation mit dem Forum Offene Gesellschaft der Leipziger Buchmesse, aufgezeichnet am 27.03.2025.

Wir erleben jetzt den Strukturwandel der veröffentlichten Meinung von der Aufmerksamkeitsökonomie zur Aufregungsökonomie. Die sozialen Medien sind vor allem Aufregungsökonomie und viele sogenannte 'Content Manager' in den Redaktionen, die sich für die Nachfrage und nicht wie herkömmliche Chefredaktionen für das Angebot interessieren, glauben Aufregung, Reißerisches, das sei Aufmerksamkeit. Aufregung ist das Gegenteil von Aufmerksamkeit.

Roger de Weck

Ich finde es schon sehr wichtig, dass alle Medien auch zu den Sozialen Netzwerken hingehen und sich da anpassen und versuchen, da Aufmerksamkeit zu bekommen. Um dann diesen Graubereich, das Differenzierte, trotzdem so weit wie möglich da reinzubringen und auf andere Artikel zu verweisen. Man kann einfach nicht sagen, das funktioniert nur in den etablierten Medien und die Sozialen Medien klammern wir aus, das geht nicht.

Valerie Schönian
Roger de Weck (© Nora Nussbaumer) und Valerie Schönian (© Johanna Wittig)
Roger de Weck und Valerie SchönianBild: Nora Nussbaumer || Johanna Wittig

Gäste

Valerie Schönian, geboren 1990 in Gardelegen und aufgewachsen in Magdeburg, ist freie Journalistin und Autorin. Seit 2017 schreibt sie für die ZEIT, zuerst als Redakteurin im Leipziger Büro. Gemeinsam mit Michael Schlieben moderierte sie den ZEIT-Online-Podcast "Wie war das im Osten?". Sie hat in Berlin Politologie und Germanistik studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert. 2018 erschein ihr Buch "Halleluja. Wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen", 2020 "Ostbewusstsein. Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die Deutsche Einheit bedeutet" (beide Piper).

Roger de Weck, geboren 1953 in Freiburg/Fribourg, war Chefredakteur des Tages-Anzeigers, danach Chefredakteur der ZEIT und von 2011 bis 2017 Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR). Außerdem war er Mitglied im Zukunftsrat für Reformen bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk. Sein Buch "Die Kraft der Demokratie" wurde 2020 mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2020 ausgezeichnet. Es ist wie auch "Das Prinzip Trotzdem. Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen" (2025) im Suhrkamp Verlag erschienen.

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