Al Assad ist weg, es lebe Allah? Syrer in Deutschland zwischen Freude und Angst Von Anne Winter
Der Krieg in Syrien hat unzählige Menschen in die Flucht getrieben. Rund eine Million fanden Schutz in Deutschland. Die meisten haben sich längst auf ein Leben hier eingestellt, einige sind bereits deutsche Staatsbürger. Den Sturz des Assad-Regimes haben Tausende in Berlin ausgelassen gefeiert. Zeina, die den deutschen Pass hat, würde nichts riskieren, wenn sie jetzt nach Syrien fährt. Doch nach der Machtübernahme der Islamisten hat sie Angst, die alte Heimat zu besuchen. Für die Zukunft der religiösen Minderheiten sieht die Drusin schwarz. Wie sehen das andere ehemals Geflüchtete in Berlin? Hoffen sie auf ein freies, demokratisches Syrien? Könnten sie sich vorstellen, zurückzukehren? Oder folgt auf die Freude über den Sturz des Diktators jetzt die Angst vor einem islamistischen Regime?
Im Dienste Allahs für das Gemeinwohl Muslime im Ehrenamt Von Stefanie Oswalt
Sie räumen den Silvestermüll weg und kochen für die ganze Gemeinde zum Fastenbrechen im Ramadan. Sie geben Lebensmittel an Bedürftige aus und hören beim Dienst in der Telefonseelsorge stundenlang geduldig zu. Freiwillig, unentgeltlich und oft wenig von der Öffentlichkeit beachtet. Musliminnen und Muslime, die sich ehrenamtlich betätigen, glauben, dass der Mensch Allahs Barmherzigkeit nacheifern soll. Dafür wird er im Jenseits belohnt. Der Einsatz für das Gemeinwohl wirkt sich aber bereits im Diesseits positiv aus - und das nicht nur für die Bedürftigen: Er stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt und ermöglicht interreligiöse Begegnungen. Er hilft antimuslimische Vorurteile abzubauen und öffnet Räume der Teilhabe - vor allem muslimischen Frauen bietet er Möglichkeiten zum Empowerment.
Dehnen mit Ohm und Ahhh Yoga im Westen Von Mechthild Klein
Der Weg des Yoga in den Westen hat vor 130 Jahren begonnen. Dabei haben sich die alten Körperübungen für die Meditationspraxis verändert und alle möglichen Trends der westlichen Welt aufgesogen. Aus dem ursprünglichen Instrument der Weltentsagung und der Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt im alten Indien wurde ein Instrument der Lebensbejahung und des Sport- und Lifestyles. Heute heißt die Devise: Erlaubt ist, was gefällt. Neben dem klassischen Hatha-Yoga gibt es Metal-Yoga, Schwangeren-Yoga oder Hormon-Yoga für die Wechseljahre. Auch die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, nach 100-500 Stunden Ausbildung kann man sich Yoga-Lehrer nennen. Was suchen und finden die Menschen im modernen Yoga? Und wie steht es um die Tradition und Wissenschaft hinter dem Phänomen?
Der Turmbau zu Potsdam Der umstrittene Wiederaufbau der Garnisonkirche Von Sigrid Hoff
Die Garnisonkirche in Potsdam steht für die Verbindung zwischen Protestantismus und Nationalismus. Ihre Geschichte ist durch den "Tag von Potsdam" belastet: Am 21. März 1933 reichte hier Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. 1968 wurde die kriegsbeschädigte Kirche vom DDR-Regime gesprengt. Um die Pläne zum Wiederaufbau gab es von Anbeginn Streit. Gegner befürchteten, dass die Kirche zum Wallfahrtsort für Rechtsextreme werden könnte. Die Stiftung Garnisonkirche und die evangelische Kirche dagegen kündigten eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes an. Im August 2024 wurde der barocke Turm als Lern- und Begegnungsort eröffnet. Ist der Streit damit beigelegt oder hält die Kritik an dem symbolträchtigen Gebäude an?
Wofür ich lebe: Leben retten Von Matthias Alexander Schmidt und Sophia Eickholt
Ob Herzstillstand oder Blutkrebsdiagnose - in lebensbedrohlichen Situationen kommt es auf schnelle Hilfe an. Und auf ehrenamtlich Helfende. Philipp Ripkens transportiert als On-Board-Kurier Stammzellen passender Spender zu Leukämie-Patienten auf der ganzen Welt. Kevin Piroth übernimmt als First Responder der Johanniter die Erstversorgung von Verletzten am Unfallort, bis der Rettungsdienst eintrifft, in der Nähe seines Wohnorts im Saarland. Was motiviert die jungen Männer dazu - in ihrer Freizeit und neben ihren Hauptberufen in ganz anderen Bereichen? Geld ist es nicht, sie erhalten höchstens Aufwandsentschädigungen. Und ob jeder Einsatz am Ende tatsächlich Leben rettet, wissen sie nicht, können es nur hoffen und ihren Teil dazu beitragen.
Zurück auf Los Von Neuanfang und zweiter Chance Von Kirsten Dietrich
"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", so beschwört es Hermann Hesse. Wer einen Neuanfang wagt, hat vorher meist eine Krise erlebt, einen Verlust, ein unerwartetes Wegbrechen des sicheren Bodens unter den Füßen. Eine Witwe etwa, die nach einer Trauerphase lernt, ihr Leben allein zu bewältigen. Ein Geflüchteter, der sich in einem neuen Land und einer fremden Sprache zurechtfinden muss. Eine Krebskranke, die nach Diagnose und Therapie mit einem veränderten Körper und der Angst vor einem Rückfall leben muss. Ein Konvertierter, der aus einer Glaubenskrise in einer neuen Religion seine spirituelle Sprache sucht. Ein Neustart hat was von Auferstehung: aus dem Dunkel zu neuem Leben - aber mit dem Wissen ums frühere Scheitern. Menschen nach einem Neuanfang erzählen, was ihnen dabei hilft und Hoffnung gibt.
Wofür ich lebe: Musik Von der Leidenschaft für die Weltsprache der Klänge Von Sigrid Hoff
Sie können engagiert über ihre Leidenschaft reden, aber ihre eigentliche Botschaft verkünden sie mit Tönen: Claudia Stein, Soloflötistin der Staatskapelle Berlin, will mit ihrem Instrument Menschen für die Musik aller Epochen, insbesondere aber für die Musik der Gegenwart begeistern. Der Deutsch-Palästinenser Bakr Khleifi beweist mit der Oud, der arabischen Kurzhalslaute, dass Musik kulturelle Grenzen überwindet. Der Musikwissenschaftler und Pianist Jascha Nemtsov lässt die untergegangene Vielfalt jüdischer Musik aus Osteuropa wiedererklingen. Für alle ist Musik Muttersprache und Weltsprache, mit der sich der interkulturelle Dialog auch ohne Worte führen lässt. Ein Leben ohne Musik ist für die drei Profis nicht vorstellbar.