Musik-Doku - "Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin"
Fünf Abende, fünf Berliner Clubs – und eine Band: Element of Crime. Charly Hübners Dokumentarfilm "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" ist eine Hommage an die großen Melancholiker des deutschen Pop und eine Verbeugung vor der Musikstadt Berlin.
Im September 2023 begeben sich Element of Crime auf eine einwöchige Tournee durch Berlin. Vom klitzekleinen Kreuzberger Privatclub geht die Reise in Szenetreffs wie das "Lido" und das "SO36". Die Band spielt im noblen Plüsch des renovierten Admiralspalasts an der Friedrichsstraße und schließlich – zum Abschluss – vor vielen Tausend Zuschauern in der Zitadelle in Spandau.
Geschickt eingewoben
Fünf Abende in fünf Clubs, fünf unterschiedliche Vorgruppen und fünf unterschiedliche Setlists: Das alleine hätte für einen guten Film gereicht. Doch "Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin", der neue Film von Charly Hübner ("Wildes Herz", "Sophia, der Tod und ich") hat noch mehr zu bieten. Geschickt eingewoben in längere Konzertpassagen lässt er die Geschichte von Element of Crime Revue passieren - von den bescheidenen Anfängen Mitte der 80er über den Wechsel zu deutschen Texten Anfang der 90er Jahre bis heute, wo die Musiker um Sänger und Trompeter Sven Regner längst zu den etablierten Größen des Popgeschäfts gehören.
Relevant bis heute
Das alte West-Berlin als Biotop für Kriegsdienstverweigerer, Hausbesetzer und Lebenskünstler aus der ganzen Republik, die im Schatten der Mauer ein ziemlich unbehelligtes Leben führen – diese Szene, die Sven Regner in seinen Romanen oft beschrieben hat – war die Keimzelle von Element of Crime. Doch anders als viele ihrer Zeitgenossen, die längst der Vergessenheit geraten sind, hat es die Band geschafft, sich immer wieder neu zu erfinden und dadurch bis heute relevant zu bleiben. Auch das zeigt dieser Film – und er zeigt, wieviel Arbeit in einem scheinbar simplen Popsong steckt – vor allem dann, wenn er gut sein soll.
Warmherzige Beobachtung
"Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin" ist keine distanzierte Betrachtung der Musik von Element of Crime, sondern eher die warmherzige Beobachtung eines Freundes. Charly Hübner tritt gleich zu Beginn als Ich-Erzähler in Erscheinung und schaltet sich auch an anderen Stellen des Films immer mal wieder ein, um die Zuschauer bei der Reise durch die Jahrzehnte an die Hand zu nehmen. Darüber hinaus bietet der Film aber auch alte Dokumentarfilmschnipsel aus den 80er Jahren und ganz aktuelle Interviews, die Hübner mit den drei noch verbliebenen Gründungsmitgliedern der Band geführt hat. Sven Regner, Gitarrist Jakob Ilja und auch Schlagzeuger Richard Peppik sind allesamt angenehme Gesprächspartner, weil sie sich nicht selbst feiern, sondern sehr reflektiert und mit einer guten Portion Selbstironie auf ihre Karriere schauen.
Viel zu schnell vorbei
Am Ende des Films steht die Band auf der Open Air-Bühne der Zitadelle Spandau und lässt sich feiern. Fast ist man geneigt, im Kinosaal ebenfalls aufzustehen und "Zugabe" zu rufen. Denn irgendwie gingen diese 90 Minuten viel zu schnell vorbei.
Carsten Beyer, radio3