Komödie - "Der Vierer"
Weil es Ihnen in ihrer Ehe zu langweilig wird, planen Sophie und Paul eine zwanglose Sex-Party im Freundeskreis. Doch ganz so problemlos wie geplant ist das mit dem Vierer nicht: Anstatt ins erotische Glück schlittern die Hobby-Swinger in eine turbulente Ehekrise. Iván Sáinz-Pardos Remake der spanischen Komödie "Amor en Polvo" hat zwar eine Menge Tempo, aber nur wenig Esprit – und bleibt so weit hinter dem Original zurück.
Sophie (Julia Koschitz) und Paul (Florian David Fitz) sind beide Ende 40 und schon ziemlich lange verheiratet. Sie arbeitet erfolgreich als Anwältin, er – weniger erfolgreich - als Archäologe und Hausmann. Nun aber, da der gemeinsame Sohn das Nest verlassen hat und in eine Studenten-WG gezogen ist, stellt sich die Frage: Wie geht’s denn nun weiter mit uns beiden?
Gürkchen in Penisform
Vor allem Sophie sehnt sich nach Abwechslung. Sie möchte endlich mal wieder etwas "spüren", sagt sie – und weil ihr das erotische Prickeln fehlt, überredet sie ihren Mann zu einem Swinger-Abend. Zwei Mitglieder aus dem Bekanntenkreis sollen den Vierer Komplettieren: Mia (Lucia Barrado), eine heißblütige Spanierin mit ausgeprägter Libido und Andi, ein bayrischer Naturbursche, den sie im Sommer beim Wandern kennengelernt haben. Der Gin ist kaltgestellt, ein erotisches Buffet mit Vulva-Keksen und Gürkchen in Penisform ist angerichtet, und Paul unterzieht sich sogar erstmalig in seinem Leben einer Intimrasur. Was könnte da noch schiefgehen?
Auswechslung in letzter Minute
Regisseur Iván Sáinz-Pardo hat aus Suso Imbernóns spanischer Erfolgskomödie Komödie "Amor en Polvo" ein Kammerspiel gemacht. Dabei springt die Handlung hin und her zwischen der ehelichen Wohnung von Paul und Sophie und einer nahegelegenen Bar, in der sich die beiden anderen Teilnehmer des Vierers schon mal ein bisschen Mut antrinken. Den feschen Andi hat Paul in letzter Minute gegen seinen alten Kumpel Lukas (Friedrich Mücke) ausgewechselt, nicht ahnend, dass diesen weit mehr mit Sophie verbindet als nur Freundschaft.
Quickie auf der Kneipentoilette
Und so nimmt das Unheil seinen Lauf: Die einen kommen sich Drink für Drink näher, die anderen hingegen sind bereits beim Vorspiel dermaßen zerstritten, dass ihnen die Lust auf den Vierer vergangen ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Und während Lukas und Mia auf der Kneipentoilette schon mal einen Quickie zum Aufwärmen hinlegen, schreddert der eifersüchtige Paul das Handy seiner Frau im Thermomix.
Rasante Stimmungswechsel
Trotz seines routinierten Casts nimmt "Der Vierer" nie richtig Fahrt auf. Zu erwartbar sind die Gags, zu rasant auch die Stimmungswechsel, die vor allem Julia Koschitz und Florian David Fitz in 90 Minuten absolvieren müssen. Erst sind sie ein Herz und eine Seele, dann fliegen die Fetzen. Dann kommen sie sich wieder näher und zwei Minuten später bricht schon der nächste Streit aus. Was im Boulevard-Theater funktioniert, wirkt auf der Leinwand überdreht und unglaubwürdig. Ein Maximum an Emotion und Tempo sorgt für ein Minimum an Spannung und Esprit.
Ein Minimum an Spannung und Esprit
Die Frage, wie man einer langjährigen eingefahrenen Ehe wieder mehr Schwung geben kann, haben sich vermutlich viele Menschen schon mal irgendwann in ihrem Leben gestellt. "Der Vierer" bietet hier leider weder eine ernsthafte Antwort noch einen echten comic relief. Wer die Geschichte trotzdem sehen will, schaut lieber das spanische Original.
Carsten Beyer, radio3