Die Witwe Clicquot; © capelight pictures/Caroline Dubois
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Drama - Die Witwe Clicquot

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Man findet ihn in jedem besseren Supermarkt: den Champagner "Veuve Clicquot". Der französische Klassiker mit dem unverkennbaren gelben Etikett. Nur wenige werden sich wohl über den Namen Gedanken machen – "Veuve Clicquot" heißt übersetzt: Witwe Clicquot. Und genau um sie geht es in dem gleichnamigen Biopic, das auch die Geschichte des berühmten Champagners erzählt.

Die Witwe Clicquot hieß mit richtigem Namen Barbe-Nicole Ponsardin – eine junge adlige Französin, geboren 1777, die mit 20 Jahren Francois Clicquot heiratete. Dessen Vater betrieb eine kleine Champagnerkellerei, die von Francois auf sehr eigenwillige Art geführt wurde. So ging er in die Weinberge und sang den Reben etwas vor, um die Wurzeln zu stärken.

Er lebte in und mit den Trauben und diese, seine Liebe zum Champagner, vermittelte er auch seiner Frau. So wie der Film von dem jungen Paar erzählt, muss ihre Liebe ein Rausch gewesen sein, waren sie für einander geschaffen.

Die Witwe Clicquot; © capelight pictures/Rebecca Vaughan Cosquéric
Bild: capelight pictures/Rebecca Vaughan Cosquéric

Eine Frau als Chefin

Doch Francois ist ein Träumer und den gesellschaftlichen Erwartungen und vor allem auch dem Druck seines Vaters nicht gewachsen. Er flüchtet sich zunehmend in Drogen und wird sich später das Leben nehmen. Da ist Barbe-Nicole 26 Jahre alt. Und beschließt, allen männlichen Ratschlägen zum Trotz, das Unternehmen zu übernehmen und die eigene Champagnermarke weiter zu entwickeln.

Auch ein Jahrzehnt nach der französischen Revolution glaubten Männer noch, alles besser zu können, war es für eine Frau ungewöhnlich bis unmöglich, sich als Unternehmerin zu verwirklichen. Doch Barbe-Nicole hatte offensichtlich nicht nur das notwendige Selbstbewusstsein, sie hatte auch einen unerschütterlichen Pragmatismus, ein sicheres Gespür für die Trauben und eine Vision. Vielleicht das Wichtigste.

Ihre Idee, einen eigenen Champagner zu entwickeln, stieß natürlich auf großen Widerstand ihrer führenden Angestellten und auch ihres Schwiegervaters. Hinzu kam erschwerend, dass durch die napoleonischen Kriege der Export in andere Länder verboten war. Und auch wenn sie immer wieder herbe Rückschläge hinnehmen musste, sie fand doch immer einen Weg. Auch mit der Unterstützung ihres engsten Mitarbeiters, dem besten Freund ihres verstorbenen Mannes.

Die Witwe Clicquot; © capelight pictures/Caroline Dubois
Bild: capelight pictures/Caroline Dubois

Der Film will kein klassisches Biopic sein. Und greift doch leider zu Beginn zu tief in die Stimmungskiste: Da sind die in weiches Licht getauchten Weinberge, die zwei Liebenden, die sich schwülstige Bekenntnisse ins Ohr raunen. Dazu getragene schwer romantische Klänge. All das ist gewöhnungsbedürftig. Doch es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Gerade die Musik entwickelt sich zu einer tragenden und auch herausfordernden Säule des Films.

 

Stilsichere Erzählung

Der Film wurde auf Englisch im Burgund gedreht und spielt bis auf die letzte Szene tatsächlich nur auf dem Weingut und in den Weinbergen.

Regie führte der Brite Thomas Napper, bisher eher im Serienfach unterwegs. Die Titelfigur spielt Haley Bennett (bekannt aus dem Thriller mit Emily Blunt Girl on the train), die sich hier so spröde wie elegant in einer Männerwelt behauptet. Tom Sturridge spielt ihren, dem Wahnsinn verfallenen, Mann. Unbedingt erwähnenswert ist auch Sam Riley, der hier mit großer Lässigkeit und viel Sexappeal auftritt und für sich einzunehmen weiß.

Alles in allem überzeugt der Film auch durch seine Stilsicherheit, die alles Überflüssige ausspart und gekonnt Erinnerung und Jetzt verwebt.

Christine Deggau, radio3

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