Eine Straßenbahn passiert eine große Baustelle auf dem Neubauprojekt "Am Tacheles" an der Oranienburger Straße. © dpa/Jörg Carstensen
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Daniel Fuhrhop und Theresa Keilhacker - Das Bauen verbieten?

"Bestandsentwicklung vor Neubau!" Theresa Keilhacker

Wohnungssuche in Berlin oder einer anderen Großstadt? Glückssache! Geldfrage! Wohnraum ist ein Menschenrecht, das rar und teuer geworden ist. Die politische Antwort: bauen, bauen, bauen. 400.000 neue Wohnungen verspricht der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung, und seit Juni 2023 greift eine neue Bauförderung des Bundes für Familien.

"Verbietet das Bauen!" fordert dagegen der Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop. Auch die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, setzt sich intensiv für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein. Sie sagen: Gerade in der gegenwärtigen Baukrise liegen große Chancen für eine neue, ökosoziale Umbau- und Wohnkultur.

Die sozialen Programme, für die ich werbe, die Wohnraum schaffen, indem wir Menschen unterstützen - das ist gerade das Gegenteil von Reglementierung. Da geht's darum, Menschen zu ermöglichen, dass sie mit anderen Wohnraum teilen.

Daniel Fuhrhop

Es sind alte Muster, um Menschen Angst zu machen, dass Ihre Häuser nicht mehr so aussehen oder funktionieren wie vorher. Aber wir sind auch dafür da, dass wir den Häuserbestand sehr differenziert anschauen und eben nicht zum Beispiel eine Stuckfassade zudämmen. Wir haben Lösungen dafür, wie man differenzierte Planungen mit den Leuten macht, dass sie zufrieden sind und wir trotzdem eine Menge Ressourcen und Energie sparen.

Theresa Keilhacker
Daniel Fuhrhop (© Bonnie Bartusch) und Theresa Keilhacker (© Bettina Keller)
Daniel Fuhrhop und Theresa Keilhacker |Bild: Bonnie Bartusch | Bettina Keller

Daniel Fuhrhop, geboren 1967 in Paris und aufgewachsen in Wuppertal, ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Berater. Er gehört zur Fachgruppe "Bauen, Wohnen, Habitat" der Scientists for Future. Er war fünfzehn Jahre Unternehmer und leitete den Stadtwandel Verlag. 2015 schrieb Fuhrhop die Streitschrift "Verbietet das Bauen!" (Neuauflage 2020), 2016 das Buch "Willkommensstadt" und 2018 den Ratgeber "Einfach anders wohnen" (alle oekom Verlag). 2021 kandidierte er (parteilos unterstützt von den Grünen) als Oberbürgermeister von Oldenburg und erreichte in der Stichwahl 46%. Er lebt seit 2022 in Potsdam. Ende Juli 2023 erscheint seine Dissertation "Der unsichtbare Wohnraum: Wohnsuffizienz als Antwort auf Wohnraummangel, Klimakrise und Einsamkeit" (Transcript Verlag, Open Access und Printfassung).

 

Theresa Keilhacker, 1964 in Oxford geboren, ist freischaffende Architektin und Präsidentin der Architektenkammer Berlin. Seit 1998 arbeitet sie in einer Bürogemeinschaft mit Boris Kazanski in Berlin. Sie war von 2005 bis 2013 Vorsitzende des Ausschusses Nachhaltiges Planen und Bauen der Architektenkammer Berlin, seit 2007 ist sie Mitglied im Rat für Stadtentwicklung. Von Mai 2013 bis April 2017 war sie als Vizepräsidentin die Architektenkammer Berlin unter anderem zuständig für Stadtentwicklung und Nachhaltiges Planen und Bauen. 2014 wurde sie in die Kommission für nachhaltiges Bauen (KNBau) am Umweltbundesamt berufen. Im März 2022 wurde Theresa Keilhacker von der Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch, in den Klimaschutzrat Berlin berufen, im Juni 2022 in den Expert*innen-Rat des Climate Change Center (CCC).

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Der zweite Gedanke; © radio3
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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.