Die Debatte mit Natascha Freundel, Rikola-Gunnar Lüttgenau, Peter R. Neumann und Christiane Schulz -
"Rechtsextreme muss man von ihren Unterstützern unterscheiden." (Peter R. Neumann)
Kinder, die den Hitlergruß zeigen – nicht nur an einer Schule im Brandenburgischen Burg; Hakenkreuz- und Neonazi-Schmiereien – nicht nur an der Gedenkstätte Buchenwald. Wachsende Umfragewerte für die AfD, vor allem im Osten der Republik. Rechtsextremismus wird salonfähig, das zeigt auch die neue "Mitte-Studie" der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dass Rechtsextreme von Krisen profitieren und Ängste systematisch verstärken, zeigt der Politikwissenschafter Peter R. Neumann in seinem Buch "Logik der Angst". Gegen diese Logik arbeitet die evangelische Pfarrerin Christiane Schulz aus Neuruppin tagtäglich an. Sie plädiert für Spaß an direkten Streitgesprächen und Vertrauen in die Pluralität der Menschen. Der Historiker und Gedenkstättenkurator Rikola Gunnar-Lüttgenau wirbt für ein kritisches Geschichtsbewusstsein und mehr politische Bildung. Rechtsextremismus ist gerade heute extrem gefährlich; doch es gibt Mittel und Wege, ihn einzuhegen.
Peter R. Neumann, geboren 1974 in Würzburg, ist Professor für Sicherheitsstudien am King's College London und Fellow am Centre for the Changing Character of War (CCW) der Universität Oxford. Zwischen 2008 und 2018 leitete er am King's College das weltweit renommierte International Centre for the Studies of Radicalisation (ICSR). Neumann studierte Politologie in Berlin und Belfast. 2017 war er Sonderbeauftragter der OSZE. Derzeit berät er u.a. die Europäische Kommission zum Thema Extremismus. 2021 berief ihn der damalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet in sein "Zukunftsteam". Neumann hat mehrere Bücher zu islamistischem Extremismus veröffentlicht. Sein neues Buch analysiert die "Logik der Angst. Die rechtsextreme Gefahr und ihre Wurzeln" (2023, beide Rowohlt Berlin).
Christiane Schulz, geboren 1961 in Frankfurt/O., leitet als Kreisdiakoniepfarrerin des Kirchenkreises Wittstock-Ruppin den gemeindediakonischen Verein ESTAruppin e.V., koordiniert die Arbeitsstelle für ev. Erwachsenenbildung im Landkreis Ostprignitz-Ruppin und ist mobile Beraterin und Mitarbeiterin für Migrations- und Integrationsarbeit der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) für Westbrandenburg. Viele Jahre war sie Mitglied im Beirat der Flüchtlingskirche Berlin. Sie studierte Theologie in Berlin, Tübingen und Prag. Sie war elf Jahre lang Gemeindepfarrerin im Dorf Protzen, Gemeinde Fehrbellin, und unterrichtete Religion an verschiedenen Schulen der Region. Als Mitglied des Bündnisses "Neuruppin bleibt bunt" engagiert sie sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus.
Rikola-Gunnar Lüttgenau, geboren 1966 in Hagen i.W., leitet die Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. 1993 kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Gedenkstätte Buchenwald. Zuvor studierte er Geschichts- und Medienwissenschaften in Bochum, Hamburg und Düsseldorf. Er kuratierte u.a. die ständigen Ausstellungen der Gedenkstätte Buchenwald sowie internationale Wanderausstellungen über die Ofenbau-Firma "Topf & Söhne", über Zwangsarbeit sowie Zeugnisse des GULag. Als wissenschaftlicher Berater ist er deutschlandweit an Ausstellungs-Projekten beteiligt. 2000 war er Mitbegründer des "Bürgerbündnisses gegen Rechtsextremismus", das bis heute besteht.