Israelische Polizei evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © picture alliance/ dpa / AP/ Tsafrir Abayov 
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Meron Mendel und Katharina Höftmann Ciobotaru - Terror gegen Israel

"Rache darf keine Handlungsmaxime sein." (Meron Mendel)

Israel, sagte der israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk einmal, liegt immer an der Kreuzung zwischen Katastrophe und Picknick. Der Krieg, den die Hamas aus dem Gaza-Streifen über Israel gebracht hat, ist ein "episches Debakel", so schreibt der Journalist Alon Pinkas in der israelischen Zeitung "Haaretz". Solche Massaker an israelischen Zivilisten, so viele Geiselnahmen unschuldiger Menschen, so viel Chaos bei den israelischen Sicherheitsdiensten gab es nie zuvor in der Geschichte Israels. Was bedeutet der 7. Oktober 2023, als Terrortruppen der Hamas die Grenzanlagen durchbrachen, für das Land, für die Region und für die Nahostpolitik Deutschlands, in der die Sicherheit Israels bekanntlich zur "Staatsräson" gehört?

Dass Benjamin Netanjahu unser Land komplett in den Ruin geführt hat, ist überhaupt gar keine Frage. Es ist aber auch gar keine Frage, dass die Hamas und andere palästinensische Terrororganisationen seit Jahrzehnten Chartas haben, in denen sie ganz eindeutig sagen, was ihr Ziel ist: Israel zu vernichten, die jüdischen Israelis zu vernichten. Da geht es nicht um Al Aqsa, da geht es nicht um die Westbank. Da geht es auch nicht darum, dass man koexistieren möchte. Da geht es "from the river to the sea, Palestine will be free". Dieser Satz wird auf jeder Demonstration geschrien, und dieser Satz sagt eindeutig, was das Ziel ist.

Katharina Höftmann Ciobotaru

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Begriff der Rache und der Abschreckungskraft. Israel muss Abschreckungskraft gegenüber den Feinden haben. Die müssen wissen, dass sie einen hohen Preis zahlen, wenn sie Israel angreifen. Das ist eine Überlebensstrategie eines Staates, der ziemlich isoliert im Nahen Osten ist und umzingelt von feindlich gesinnten Nachbarn. Es geht nicht darum, Rache zu nehmen, sondern darum, die Hamas zu treffen, weil die Hamas eine Gefahr nicht nur für Israel darstellt, sondern auch für die Palästinenser. Es geht auch darum, die Palästinenser von der Hamas zu befreien.

Meron Mendel
Meron Mendel (© Ali Ghandtschi) und Katharina Höftmann Ciobotaru (© Kat Kaufmann)
Meron Mendel und Katharina Höftmann Ciobotaru | Bild: Ali Ghandtschi | Kat Kaufmann

Gäste

Meron Mendel, geboren 1976 in Ramat Gan bei Tel Aviv und aufgewachsen in einem Kibbuz im Süden Israels, ist seit 2010 Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und seit 2011 Professor für Transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Er studierte Erziehungswissenschaften und Jüdische Geschichte in Haifa und in München und promovierte in Frankfurt/M. über Lebensrealitäten jüdischer Jugendlicher in Deutschland. Er hat mehrere Bücher zur Demokratiebildung, Migrationsgesellschaft und Menschenrechten vorgelegt. 2023 erschien sein Buch "Über Israel reden. Eine deutsche Debatte". Er lebt seit 2003 in Frankfurt/M.

Katharina Höftmann Ciobotaru, geboren 1984 in Rostock, ist freie Journalistin und Autorin. Sie studierte Psychologie und deutsch-jüdische Geschichte in Berlin. Nach dem Studienabschluss war sie PR-Beraterin. Im März 2010 ging sie als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes im Programm für Auslandsjournalismus nach Israel und arbeitete dort u.a. für die Welt, die dpa und die Berliner Zeitung. Sie ist Autorin mehrerer Romane und Sachbücher, darunter "Guten Morgen, Tel Aviv!" (Heyne 2011), "Alef" (Ecco 2021) und "Frei" (Ecco 2023). Sie lebt mit ihrer Familie in Tel Aviv.

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Zwischen Holocaust-Mahnmal, israelfeindlichen Demonstrationen, Philosemitismus und Antisemitismus – wie fühlt sich jüdisches Leben heute in Berlin an? Hörspiel zur Dokumentation von Frédéric Brenner im Jüdischen Museum Berlin.

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Nach dem Angriff der Hamas - Krieg in Nahost und die Auswirkungen

Zwischen Israel und den militanten Palästinensern im Gazastreifen ist ein neuer Krieg entbrannt: Die Terrororganisation Hamas startete am Morgen des 7. Oktober einen brutalen Großangriff auf israelischem Gebiet, tötete mehr als tausend Israelis und verschleppte Geiseln. Im Gazastreifen sterben Zivilisten bei israelischen Angriffen auf Hamas-Standorte und sind von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Das Geschehen im Nahen Osten zeigt Auswirkungen auch in Berlin. Aktuelle Berichte, Kommentare und Hintergründe zur Situation.

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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.