Gazpacho (© picture alliance / Zoonar/ Ingrid Balabanova) vs. Krautsalat (© IMAGO / Panthermedia)
picture alliance / Zoonar/ Ingrid Balabanova | IMAGO / Panthermedia
Bild: picture alliance / Zoonar/ Ingrid Balabanova | IMAGO / Panthermedia

Kühlendes zum EM-Spiel - Gazpacho vs. Krautsalat

Die Fußball-EM kommt langsam in die heiße Phase - mit jedem Tag steigt die Spannung. Um erhitzte Gemüter abzukühlen, empfiehlt Elisabetta Gaddoni zum heutigen Spiel Spanien vs. Deutschland zwei Klassiker der kalten Sommerküche: Gazpacho und Krautsalat. Während Gazpacho für südländisches Flair und Urlaubsgefühl steht, ist Krautsalat sein bescheidenes Image erst losgeworden, seit er modisch-englisch als "coleslaw" bezeichnet wird. Beide Spezialitäten eignen sich für endlos viele Varianten und Zubereitungen.

Vielleicht erinnern Sie sich an die Szene in Pedro Almodóvars Film "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" von 1988, in der eine der Protagonistinnen in einem Augenblick der Verzweiflung eine Handvoll Schlafmittel in den Mixer wirft, mit dem sie gerade Gazpacho zubereitet – und reichlich Wodka dazu. Selbstverständlich gehören beide nicht zu den klassischen Zutaten der südspanischen und südportugiesischen Spezialität. Altes Brot, Gurken, Olivenöl, Essig, Salz, Wasser und vor allem raue Mengen Knoblauch gehörten schon zu Zeiten der alten Römern in das Gericht, die die kalte Suppe mit auf die iberische Halbinsel gebracht haben sollen.

Grundlage für Weingenuss

Angeblich sollen römische Soldaten die Suppe erfunden haben, um sie mit ihrem damals viel zu sauren Wein gemischt zu trinken und schneller betrunken zu werden. Bald wurde der Gazpacho Andaluz zu einer sommerlichen Erfrischung für die Hirten auf der Weide. Es entstand somit eine Art "Gatorade"-Vorgänger - nur viel schmackhafter. Tomaten und Paprika kamen erst einige Jahrhundert später dazu, nachdem Kolumbus sie aus Amerika mitgebracht hatte.

So fein püriert wie wir ihn heute kennen, war Gazpacho früher sicherlich nicht. Seine Konsistenz kann allerdings variiren: von dünnflüssiger Suppe bis zu cremig-püriertem Gemüse. Eine Garnitur aus gewürfelten Gurken und Paprika taugt als Deko und sorgt für eine bissfeste Konsistenz. An heißen Sommertagen werden Eiswürfel in den bereits stark gekühlten Gazpacho gegeben. Die aktuellen Temperaturen machen es nicht nötig - aber vielleicht doch die Spannung während des Fußballspiels?

Krautsalat für die "Krauts"

Spätestens seit Heinrich Heines satrischem Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen" wird Sauerkraut als Besonderheit der deutschen Küche hervorgehoben - nicht ohne spöttische Schadenfreude. Und als "Krauts" haben die amerikanischen Soldaten in beiden Weltkriegen die Deutschen bezeichnet. Dabei gibt es auf allen Kontinenten ähliche Spezialitäten, denn Kohl wächst beinah überall - und überall haben die Menschen Wege gefunden, ihn haltbar zu machen. Er verfügt über einen gewaltigen Vorrat an Vitamin C - ein Vorteil in Zeiten, in denen kein frisches Gemüse zur Verfügung stand.

Gerade heute ist Sauerkraut als Inbegriff der gesunden Küche wiederentdeckt worden. Aus dem teutonischen Fraß mit durchdringendem Geruch und seiner unappetitlichen Zubereitung hat sich eine Art Superfood entwickelt - oder zumindest eine Spezialität, die niemand vermissen will. Für Touristen gehört das Bestellen von Bratwurst und Sauerkraut zum Pflichtprogramn und selbst außerhalb Deutschlands, in Großstädten wie Barcelona oder Shanghai, stehen Menschen vor Läden an, die "German Sausage & Sauerkraut" anbieten.

Frische Krautsalate genießen einen besseren Ruf. Die englische Bezeichnung "Coleslaw" passt noch besser dazu: Als Beilage ist dieser mitterweile unverzichtbar - sowohl im gehobenen Restaurant als auch im Burger-Imbiss.

Möge Krautsalat als die Spezialität, die seit jeher für deutsche Standhaftigkeit steht und heute als Superfood gilt, Fans und Zuschauer:innen an diesem aufregenden Fußballabend aufmuntern und stärken!

Elisabetta Gaddoni, radio3

Weitere Rezensionen

Esskastanie © imageBROKER/Jürgen Pfeiffer / picture alliance/dpa
imageBROKER/Jürgen Pfeiffer / picture alliance/dpa

Zeit für Maroni und Esskastanien - Kein Herbst ohne Kastanien

Es ist Herbst, die Wälder färben sich gelb und rot und viele Menschen, nicht nur im Süden Europas, freuen sich auf die Kastanienzeit. Ob zu Hause oder auf den Straßen: geröstete Maronen, die runderen Esskastanien, versüßen mit ihrem betörenden Duft das kühle Wetter. Für Elisabetta Gaddoni sind Kastanien im Herbst unverzichtbar!

Kürbisvielfalt © Elisabetta Gaddoni
Elisabetta Gaddoni

Hokkaido & Co. - Der Herbst grüßt zurück: Kürbis

Kaum eine Gemüsesorte steht so sehr für den Herbst wie der Kürbis. Wenn die Tage kürzer und kühler werden, erinnern die prallen Früchte an die Sonne, die sie in den Sommermonaten gespeichert haben und strahlen sie in grellen Farben zurück. Ihr süßlicher Geschmack veredelt viele Gerichte und eignet sich auch für vielfältige Zubereitungen und Kombinationen - auch ungewöhnliche, wie zum Beispiel mit Lakritz, Kakao, Kaffee oder Rosmarin.

Handwerklich gefertigtes Brot; Foto: Carsten Kampf
Carsten Kampf

Wiederbelebte Backkultur - Herzhaftes Brot

Beim Brot ist man oft zerstreut und vergesslich. Als Unterlage und Begleiter ist es alltäglich und gewöhnlich. Es kommt nahezu überall vor, wo etwas vertilgt wird – ob nun als Menü, Jause oder Happen zwischendurch –, und meistens verlangt es keine besondere Aufmerksamkeit. Die Brotversorgung liegt heute weitgehend in der Hand von Supermärkten und einschlägigen Filialbetrieben, deren Produkte in der Regel genauso nichts sagend und eintönig sind wie die Ladeneinrichtung.